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Umfrage Deutsche wünschen sich engere Partnerschaft mit Russland

Sanktionen, Provokationen, Eiszeit - viele Deutsche würden das Verhältnis zu Russland gerne ändern, zeigt eine Umfrage. Alarmierend: Viele Russen sehen sich nicht als Teil Europas.
Demonstration der Kreml-nahen Jugendorganisation Nashi (Archivfoto)

Demonstration der Kreml-nahen Jugendorganisation Nashi (Archivfoto)

Foto: Mikhail Metzel/ AP

Russen und Deutsche wünschen sich, dass ihre Länder stärker zusammenarbeiten. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Meinungsumfrage, die von der Körber-Stiftung  in beiden Ländern in Auftrag gegeben wurde.

81 Prozent der Deutschen plädieren für engere Beziehungen zu Russland, lediglich die Beziehungen zu Frankreich sind den Deutschen noch wichtiger (89 Prozent). Die USA liegen mit 59 Prozent auf dem dritten Platz der Rangliste der wichtigsten Partner.

Auf russischer Seite rangiert Deutschland mit 62 Prozent auf Position eins, knapp vor China mit 61 Prozent auf Rang zwei. Andere Umfragen hatten bislang eine massive Verschlechterung des Deutschland-Images in Russland festgestellt.

Wie soll die Zusammenarbeit nach Ansicht der Befragten in Zukunft aussehen? Den Deutschen ist vor allen Dingen die Lösung des Syrienkonflikts ein Anliegen, 49 Prozent wollen Russland hier einbeziehen. In Syrien war im Februar unter Vermittlung Moskaus und Washingtons eine landesweite Waffenruhe zwischen Regierungstruppen und moderaten Rebellen ausgehandelt worden. Beide Seiten werfen sich jedoch gegenseitig Verstöße vor. Russland hatte seit Herbst 2015 das Regime in dem Bürgerkriegsland militärisch unterstützt, aber Mitte März seine Truppen teilweise aus dem Land abgezogen.

Der Syrienkonflikt hat für die von der Körber-Stiftung befragten Russen nur eine niedrige Priorität. Für sie sind der Ausbau der Wirtschaftsbeziehung zu Deutschland (29 Prozent) und eine gemeinsame Terrorbekämpfung (35 Prozent) am wichtigsten.

Einig sind sich Russen und Deutsche im Fall der vom Westen und Russland gegenseitig verhängten Sanktionen. 79 Prozent der Russen wollen eine Aufhebung der Strafmaßnahmen, auf deutscher Seite sind es 69 Prozent. Eine Ablehnung der Politik der Bundesregierung ergibt sich daraus allerdings nicht: Mehr als die Hälfte der Bundesbürger hält die Politik der EU gegenüber Russland für angemessen.

Uneinigkeit herrscht in der Frage des richtigen Umgangs mit der Ukraine: In Deutschland finden 60 Prozent eine engere Anbindung der Ukraine an Europa für richtig, 66 Prozent der Russen halten das für falsch.

Wo liegen Gemeinsamkeiten und Unterschiede im demokratischen Verständnis? Auch das hat die Körber-Stiftung abgefragt. Sowohl Russen als auch Deutschen sind unabhängige Gerichte wichtig (86 bzw. 95 Prozent Zustimmung). Eine große Mehrheit in beiden Ländern hält eine funktionierende Demokratie ohne Opposition für undenkbar.

Große Unterschiede gibt es dagegen, was die Rolle der Medien angeht: 77 Prozent der Russen finden, es sei Aufgabe von Journalisten, die Regierung zu unterstützen. In Deutschland denkt nur ein Drittel so. 58 Prozent der russischen Befragten halten Streiks und Demonstrationen für gefährlich und würden sie am liebsten verbieten lassen - dieser Meinung sind nur elf Prozent in Deutschland.

Die größte Diskrepanz zeigt sich bei der Einstellung gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Während in Deutschland eine Minderheit von 20 Prozent der Meinung ist, Partnerschaften sollten nur Männer und Frauen eingehen, sind es in Russland 94 Prozent.

Ist Russland ein Teil Europas? Nein, sagt eine knappe Mehrheit sowohl in Deutschland (50 Prozent) als auch in Russland (51 Prozent). Als Grund dafür wird am häufigsten genannt, beide Länder würden nicht die gleichen Werte teilen. Daneben spielt Russlands geografische Lage eine Rolle.

Bedenklich: Die Entfremdung betrifft besonders stark jüngere Russen. Von den 18- bis 29-Jährigen geben nur 42 Prozent an, ihr Land gehöre zu Europa. Unter den 30- bis 44-Jährigen sind es sogar nur 31 Prozent. Die älteren Russen sind anderer Meinung. 54 Prozent der Befragten, die über 60 Jahre alt waren, sehen Russland als Teil Europas.

Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut TNS zwischen dem 22. Februar und 8. März durchgeführt. Befragt wurden 1000 Personen im Alter ab 18 Jahren in Deutschland und 1024 in Russland.

beb
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