Weiblich, schön und erfolgreich - das gilt im Osten Europas nicht als problematisch. Die Sprecherin des russischen Außenamtes, Maria Zakharova, genießt ihren Status als sexy beast offenbar. Auf ihrem Instagram-Account zeigt sie sich von ihren schönsten Seiten. Auf dem wöchentlichen Presse-Briefing fuhr die Schönheit nun die Krallen aus. Der Hintergrund: Die Nachrichtenagentur Reuters hatte es gewagt, Details über das Leben einer Putin-Tochter zu veröffentlichen.
In Russland ist das ein Tabu. Die Rache folgte auf dem Fuß. Maria Zakharova griff die Arbeit der Agentur direkt an, allerdings nicht wegen der echten oder vermeintlichen Putin-Tochter. Sie zerpflückte einen Reuters-Bericht, der behauptete hatte, der Kreml würde einen 18 Monate andauernden politischen Reformprozess in Syrien vorbereiten. Nachdem sie die Arbeitsweise der Agentur kritisiert hatte, verspottete Maria Zakharova direkt die Journalisten. "Ich habe eine ernsthafte Frage an die Agentur Reuters, die in Moskau von fünfzig Journalisten vertreten wird: Seid ihr überhaupt Journalisten? Wenn ihr nichts schreibt und auch nichts aus Moskau kommentiert und überhaupt alles von Reuters in London geschrieben wird: Was macht ihr denn überhaupt hier in dieser Anzahl?"
Eine klare Kampfansage. Was hatte Reuters über die wahre oder vermeintliche Putin-Tochter berichtet? Schon seit einiger Zeit gibt es Gerüchte, dass Putins Tochter Katerina unter dem Namen Katerina Tikhonova in Moskau lebt. Tikhonova soll, so Reuters, mit Kirill Shamalov liiert sein, Sohn von Nikolai Shamalov, einem alten Freund Putins und Mitbesitzer der Rossiya-Bank, die wiederum das Vermögen der Kreml-Elite verwalten soll. Der Artikel listet eine Reihe eindrucksvoller Besitztümer der Shamalov-Familie auf.
Neu war das alles nicht, doch Reuters bot einen eigenen Gewährsmann auf. Eine Besonderheit, denn westliche Medien finden selten einen Zugang zum Kreis um Putin. Andrey Akimov, stellvertretender Vorsitzender der Gazprom-Bank, soll die Putin-Tochter als Kind gekannt haben und Reuters bestätigt haben, dass sie in Wirklichkeit Tikhonova sei. Akimov bestreitet allerdings, so etwas gesagt zu haben, Reuters hingegen bleibt bei der Darstellung. Ergänzen sollte man, dass auch in Deutschland eine nicht erwünschte Berichterstattung über Kinder von Politikern, die ihre Privatsphäre schützen wollen, nicht statthaft wäre.
In Deutschland ist es allerdings kaum vorstellbar, dass die Präsentationsfigur des Außenamtes so einen sexy Instagram-Account pflegt wie Maria Zakharova. In Berlin würde das als schwer unseriös gelten. Zakharova hat sich in US-Medien bereits den Beinamen "Bombshell" (Sex-Bombe) erworben.
Ihr Aussehen ist auch eine subtile diplomatische Provokation. Während der Ukrainekrise wurde die damalige Sprecherin des US-Außenministeriums, Jen Psaki, zur Hassfigur in Russland. Sie wurde wegen einiger sachlicher Fehler und Versprecher, aber vor allem wegen ihres unscheinbaren Aussehens mit Hohn und Spott überzogen.