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Finanzen

Das sind die Star-Währungen 2016

Finanzredakteur
Euro und Dollar stehen im Mittelpunkt der Börsen. Aber es gibt spannendere und lukrativere Devisen

Alle Welt blickt auf den Dollar und verfolgt gebannt, wie er Cent für Cent zum Euro aufwertet. Auch für 2016 erwartet das Gros der Devisenexperten, dass die US-Währung ihren Höhenflug fortsetzt. Doch launische Devisenmärkte könnten im neuen Jahr einige Überraschungen bereithalten, und so lohnt sich ein Blick auf die weniger prominenten Währungen.

Auch abweichende Prognosen, sogenannte Dissidentenmeinungen, sollten im Blick behalten werden. Sie haben sich in der Vergangenheit oft als treffsicher erwiesen. Denn die neuen Lieblinge der Investoren könnten schwache Währungen wie der chinesische Yuan oder der russische Rubel sein.

Russischer Rubel

Einen Coup könnte 2016 der Rubel landen. Wegen der Größe und des Ressourcenreichtums des Landes hat die russische Währung prinzipiell das Zeug zu einer Währung mit globaler Bedeutung. Doch der Rohstoff-Crash hat die Devise und mit ihr die gesamte russische Ökonomie unter Druck gebracht. Entsprechend groß ist das Aufholpotenzial, sollte sich Russlands Wirtschaft 2016 stabilisieren. Das wiederum hängt maßgeblich von den Preisen der Energieträger Rohöl und Gas ab. „Wenn sich der Ölpreis im Jahresverlauf erholt, wird das dem Rubel Auftrieb geben“, sagt Ronald Schneider, Schwellenländerexperte bei Raiffeisen Capital Management. Noch 2014 mussten nur 40 Rubel für einen Euro gezahlt werden. Zuletzt waren es 78 Rubel. Da ist eine Menge Luft nach oben. „Die russische Währung könnte bis Ende 2016 um ein Fünftel zulegen“, sagt Steen Jakobsen, Chefökonom bei der Saxo Bank. Als potenziellen Anlass für die Wiederentdeckung des Rubel sieht er nicht nur ein plötzliches Hochschnellen der Ölnachfrage im neuen Jahr, sondern auch weltweite Enttäuschungen über den Kurs der US-Notenbank Fed. Jakobsen äußert mit seiner optimistischen Rubel-Prognose jedoch eine vom Mainstream abweichende Meinung. Der Konsens der Analysten sieht den Kurs in zwölf Monaten allenfalls bei 68 Rubel für den Euro.

Brasilianischer Real

Chancen auf eine mächtige Gegenbewegung gibt es auch beim brasilianischen Geld. Der Real gehörte 2015 zu den schwächsten Währungen, woran die Politik der umstrittenen Präsidentin Dilma Rousseff Anteil hatte. Die Regierung der linken Politikerin ist mit zahlreichen Korruptionsvorwürfen konfrontiert, die Brasilien den zweifelhaften Ruf eingebracht haben, das am schlechtesten regierte Land der westlichen Hemisphäre zu sein. Die Wirtschaft der größten lateinamerikanischen Nation, die einmal als Hoffnungsträger unter den Emerging Markets galt, scheint nicht mehr aus der Rezession herauszufinden: Das alles lastet auf dem Real, der eine wahre Höllenfahrt hinter sich hat. Doch für 2016 gibt es einen Hoffnungsschimmer, und das hat auch mit den Olympischen Spielen zu tun, die im Sommer in Rio de Janeiro stattfinden. Das einst gewaltige Minus in der Leistungsbilanz ist rückläufig, was hilft – ein hohes Defizit schwächt den Außenwert der Landeswährung –, und auch die Konjunktur scheint sich langsam zu bessern. Viel braucht es nicht, um den Real aus seinem Jammertal zu holen. Denn die hohen Zinsen machen Brasilien zu einem attraktiven Standort für renditehungrige Investoren. Aktuell lockt der brasilianische Geldmarkt mit bis zu 14 Prozent Zinsen, in einer Zeit, in der die Sätze sonst knapp über null oder unter null liegen. Werden die Begehrlichkeiten der Anleger wieder geweckt, könnte das Pendel also schnell zugunsten des Real ausschlagen.

Chinesischer Yuan

Dann ist da natürlich noch der Chinesische Renminbi, auch Yuan genannt: Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat das Geld der Volksrepublik gerade erst in seinen exklusiven Währungskorb aufgenommen und damit den Aufstieg der Volksrepublik zur Finanzmacht gewürdigt. Für den Renminbi ist damit der Weg frei zum Status einer globalen Reservewährung. Ironischerweise bedeutet der neue Status der chinesischen Währung nicht automatisch, dass es mit dem Kurs des Renminbi erst einmal nach oben geht. Vielmehr zeigt sich, dass Peking eine Schwächung des Kurses betreibt, um der ins Hintertreffen geratenen Exportindustrie eine Atempause zu verschaffen. Der Wechselkurs des Yuan kann aber nicht unbegrenzt frei schwanken, weil er von der Zentralbank innerhalb bestimmter Grenzen kontrolliert wird. Von dem täglich festgesetzten Mittelkurs darf er nach oben und unten jeweils um zwei Prozent abweichen. Die chinesischen Währungshüter hatten allerdings das Verfahren, nach dem sie den Zentralkurs ermitteln, im August umgestellt. Sie orientieren sich jetzt stärker an Angebot und Nachfrage am Markt. In diesem Jahr ist der Wert des Yuan gegenüber dem US-Dollar bereits um fünf Prozent gefallen. Experten erwarten, dass der Trend anhält. Sie sehen die zentral gelenkte langsame Abwertung als Versuch, die Exporte des Landes zu stärken und damit eine größere Rezession in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu verhindern. „Das Bestreben der politischen Führung wird eine weiter schwächere Währung gegenüber dem Dollar sein“, ist Devisenexperte Schneider überzeugt. Eine Abwertung würde die Bedeutung des Renminbi auf internationaler Bühne jedoch nicht vermindern. Vielmehr würde sie Investoren demonstrieren, dass es Peking mit einer Liberalisierung seines Finanzsystems ernst meint. China wird neben den USA ein zweites Kraftzentrum der globalen Märkte.

Britisches Pfund

Europa dürfte im neuen Jahr einen Kampf der Giganten erleben, und zwar zwischen Schweizer Franken und Britischem Pfund. Beide gelten als Währungen gesunder Volkswirtschaften, die sich von den Problemfällen in der Euro-Zone deutlich abheben. Doch welche Ökonomie ist in einer besseren Verfassung? Die meisten Beobachter rechnen mit einem starken Franken. Doch das Pfund könnte am Ende sogar noch stärker sein. „Neben den Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed dürfte 2016 auch die geldpolitische Straffung in Großbritannien den Ton angeben“, schreiben die Devisenexperten der französischen Großbank BNP Paribas. Und weiter: „Der Markt unterschätzt die Wahrscheinlichkeit, dass die Bank of England die Zinsen schon in der ersten Jahreshälfte erhöht.“ Andere Zentralbanken werden hingegen weiter an ihrer lockeren Linie festhalten. Aus dieser Gemengelage leiten die Experten die Prognose ab, dass das Pfund gegenüber dem Schweizer Franken zulegen müsste.

Schwedische Krone

Als Geheimfavorit des neuen Jahres in Europa gilt indessen die Schwedische Krone. In Schweden erweist sich die Konjunktur als deutlich robuster als in der Euro-Zone, und auch die Inflation ist nie so tief gesunken wie in anderen Ostseeländern. Das bedeutet, dass die Riksbank in Stockholm nicht so viel Liquidität ins System pumpen muss wie die Europäische Zentralbank, um die heimische Wirtschaft zu stützen. Diese restriktivere Haltung – ein Dumping findet nicht statt – stärkt die Landeswährung. „Die Schwedische Krone sollte 2016 positiv überraschen. Sie ist historisch sehr billig und die Wachstumsdaten zeigen nach oben“, sagt Christian Zima, Fondsmanager bei Raiffeisen Capital Management in Wien. Kursziele von 8,60 Kronen je Euro nennt die BNP Paribas. Die UBS hält es sogar für möglich, dass Ende 2016 nur 7,80 Kronen für einen Euro gezahlt werden müssen. Damit würde das schwedische Geld zur Hartwährung auf dem alten Kontinent werden. Im Dezember 2015 rangierte der Kurs noch bei 9,30 Kronen je Euro.

Rohstoffwährungen

Große Skepsis herrscht gegenüber den Rohstoffwährungen, zu denen unter anderem der Australien-Dollar, der Neuseeland-Dollar, der Kanada-Dollar und der Südafrikanische Rand zählen. „Die Devisen der Exporteure von Energie und Erzen bleiben in hohem Maße anfällig“, warnen die Experten von BNP Paribas. Die Exporteure leiden unter einem ganzen Bündel von Problemen: Der erwartete Zinsanhebungszyklus in den USA macht Arbitragegeschäfte mit den Ländern zunehmend unattraktiv, denn die leben von Zinsdifferenzen, die sich jetzt jedoch nach und nach auflösen. Außerdem ist noch nicht klar, wie lange die Anpassung der chinesischen Wirtschaft an das neue Wachstumsmodell dauert. So strömt nicht mehr im gleichen Maßstab wie früher Geld in die Anleihen- und Geldmärkte von Australien, Neuseeland oder Südafrika.

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