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Fall Friedman: Ermittlungen gegen "Zeit"-Herausgeber

Berliner Staatsanwaltschaft geht in die Offensive - Paul Spiegel sieht keine "antisemitische Attacke"

Die Berliner Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen "Zeit"-Herausgeber Michael Naumann wegen umstrittener Äußerungen zum Drogen-Verfahren gegen Michel Friedman eingeleitet. Der frühere Kulturstaatsminister soll behauptet haben, die Ermittlungen gegen den Vizepräsidenten des Zentralrates der Juden seien das Werk "eines durchgeknallten Staatsanwalts", sagte Justizsprecher Björn Retzlaff.

Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge habe als Privatmann Anzeige wegen Beleidigung erstattet. Zuvor hatte bereits die Berliner Justizsenatorin Karin Schubert Naumanns Aussage als "ziemlich kühn" kritisiert und eine Strafanzeige wegen Beleidigung nicht ausgeschlossen.

Naumann selbst sagte, er sehe dem Verfahren mit großem Interesse entgegen. Denn um festzustellen, ob seine Aussage wirklich Schmähkritik sei, werde man die Ermittlungsakten im Fall Friedman heranziehen müssen. "Ich wünsche mir, dass die ermittelnden Staatsanwälte im dem Fall dieselbe Sensibilität entwickeln, wie sie es offenkundig in eigener Sache an den Tag legen", sagte Naumann.

Der Präsident des Zentralsrat der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hat unterdessen die Forderung nach einem Rücktritt seines unter Kokainverdacht stehenden Stellvertreters Michel Friedman zurückgewiesen. "Ich würde jedem Menschen empfehlen, unabhängig ob Jude oder nicht, soviel Vertrauen in die Organisation des Zentralrats zu haben, dass wir selbst entscheiden können, ob wir Konsequenzen ziehen", sagte Spiegel im ARD-Morgenmagazin. Dem Magazin "Panorama" des NDR sagte er einem Vorabbericht zufolge, er halte die Rücktrittsforderung des Schriftstellers Rafael Seligmann an Friedman für "nicht im Ansatz berechtigt". Der jüdische Autor Seligmann bekräftigte unterdessen seine im "Stern" erhobene Forderung und warnte vor negativen Auswirkungen des Falles für den Zentralrat. "Das Kapital des Zentralrats ist seine Glaubwürdigkeit", sagte Seligmann im Inforadio Berlin-Brandenburg.

Spiegel nahm auch die Medien gegen den Vorwurf in Schutz, die Berichterstattung über die Ermittlungen der Berliner Justiz gegen Friedman sei ein Tabubruch. "Ich glaube nicht, dass man im Zusammenhang mit dem Verfahren gegen meinen Kollegen und Freund Michel Friedman von einer antisemitischen Attacke gegen Juden in Deutschland sprechen kann", versicherte Spiegel. Diese Ansicht teilt laut dem Magazin "Panorama" auch der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michael Fürst.

Er halte es für unverantwortlich "eine Antisemitismus-Debatte mit dem Fall Friedman zu eröffnen", warnte Fürst. Damit widersprachen beide der Zentralratsvizepräsidentin Charlotte Knobloch, die von einem "Angriff auf alle Juden in der Bundesrepublik" gesprochen hatte.

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