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Hamburg Islamismus

Formiert sich in Hamburg eine „Scharia-Polizei“?

Politischer Korrespondent
Formiert sich in Hamburg eine „Scharia-Polizei“?

Nach Berichten von Zeugen sollen in Hamburg Autos mit Aufklebern, auf denen „Scharia-Polizei“ steht, unterwegs sein. „Welt“-Autor Philipp Woldin über seine Recherchen.

Quelle: Die Welt

Autoplay
Zeugen berichten von IS-Symbolen an Autos und Aufklebern mit „Scharia-Polizei“-Slogan in Hamburg. Droht eine Situation wie in Wuppertal? Polizei und Verfassungsschutz geben sich zurückhaltend.

Ein Tag in Wandsbek Ende Juli, ein Auto hält an der Ampel neben Frau Acarbay (Name geändert) an. In dem schwarzen VW sitzen drei Personen, alle tragen Burka, dazu schwarze Handschuhe. Auf der Motorhaube des Wagens prangt ein großer Aufkleber mit blauem Rand, darauf sind die Umrisse von Menschen in Burka zu erkennen.

„Darüber stand dann der Schriftzug ‚Scharia-Polizei‘“, sagte die Frau der „Welt“. Dann braust der Wagen davon, das Kennzeichen kann sie nicht erkennen, es geht alles zu schnell.

„Scharia-Polizei“ – das erinnert an die Vorfälle in Nordrhein-Westfalen, die deutschlandweit Schlagzeilen machten. Selbst ernannte islamische Sittenwächter um den Islamistenprediger Sven Lau patroullierten im Herbst 2014 durch Wuppertal, ausgestattet mit orangefarbenen Warnwesten mit dem Slogan „Shariah Police“.

Keine Musik, keine Konzerte, kein Glücksspiel

Sie sollen versucht haben, Menschen vom Besuch einer Spielothek und vom Trinken abzuhalten. Dazu verteilten sie gelbe Flyer mit der Aufschrift „Shariah Controlled Zone“ (schariakontrollierte Zone) und Verhaltensregeln wie: kein Alkohol, kein Glücksspiel, keine Musik und Konzerte, keine Pornografie und Prostitution, keine Drogen.

Die Scharia ist das auf dem Koran basierende islamische Recht. Eine Anklage gegen mehrere Beschuldigte wegen eines Verstoßes gegen das Uniformverbot läuft noch. Salafistenprediger Lau sitzt seit Dezember 2015 in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft hat im April vor dem Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Düsseldorf Anklage gegen ihn erhoben, weil er eine IS-nahe Gruppe unterstützt haben soll, am 6. September beginnt der Prozess.

Zeugen berichten von einem weiteren Fall

Drohen solche Vorfälle nun auch in Hamburg? Das wollte die Linke-Abgeordnete Cansu Özdemir wissen und hat eine Anfrage an den Senat gestellt. Der Senat antwortete, ihm liegen zur Zeit „keine Erkenntnisse“ zu einer in Hamburg aktiven „Scharia-Polizei“ vor. Bürger sollten in solchen Fällen unmittelbar die Polizei informieren.

Der „Welt“ ist ein zweiter Fall bekannt, diesmal am Dammtor. Auch hier saßen fünf bis sieben verschleierte Personen in einem Bus, Zeugen sagen aus, am Rückspiegel baumelte ein Symbol mit einem Schriftzeichen der Terrormiliz Islamischer Staat. Bei der Polizei heißt es dazu, es lägen keine Anzeigen zum Thema vor.

Cansu Özdemir, die sich als Abgeordnete vor allem mit dem Thema Radikalismus beschäftigt, warnt vor einer Relativierung. Sie sagte der „Welt“: „In der nächsten Zeit muss genau beobachtet werden, ob sich ähnliche Vorfälle wiederholen oder ob es sich um Einzelfälle handelt.“

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