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Wirtschaft Kampfjet abgeschossen

Türkische F-16 näherten sich womöglich unbemerkt an

Freier Wirtschaftsredakteur
Türkei schießt russischen Kampfjet ab

Ein russischer Kampfjet wurde vom türkischen Militär über der syrischen Grenze abgeschossen. Bei der Rettungsaktion ist offenbar auch ein russischer Rettungshubschrauber abgeschossen worden.

Quelle: Die Welt

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Sie wurden wohl überrascht: Experten vermuten, dass die russischen Piloten nicht erwarteten, aus der Luft angegriffen zu werden. Haben sich die türkischen Jets mit einem Fliegertrick angepirscht?

Noch ist vieles unklar zum Abschuss des russischen Bombers vom Typ Suchoi SU-24 an der türkisch-syrischen Grenze. Nach ersten veröffentlichten Videos deute vieles auf einen Abschuss durch eine Luft-Luft-Lenkwaffe hin, die von einem Kampfjet abgefeuert wurde, sagte ein Militärexperte auf Anfrage der „Welt“.

Nach russischer Darstellung wurde der Jet vom Boden aus abgeschossen. Die türkischen Streitkräfte behaupten hingegen, dass der Jet den türkischen Luftraum verletzt und innerhalb von fünf Minuten zehn Warnungen ignoriert habe. Daraufhin hätten zwei türkische F-16 Kampfjets den eingedrungenen Kampfjet attackiert.

Bei dem Treffer wurden wahrscheinlich Luft-Luft-Lenkwaffen vom US-Typ AIM-9 Sidewinder eingesetzt, sagte der Experte, der anonym bleiben möchte. Die Lenkwaffe gehöre zur Standardausrüstung der türkischen F-16, bestätigte ein weiterer Experte. Die gut drei Meter langen Raketen fliegen mit fast dreifacher Schallgeschwindigkeit auf ihr Ziel zu. Sie sind mit Infrarot-Steuertechnik ausgerüstet und werden somit in die Triebwerke gelenkt.

„Die russischen Piloten haben vermutlich gar nicht damit gerechnet, dass sie tatsächlich angegriffen werden, und waren vermutlich völlig überrascht“, heißt es. Die beiden Piloten seien vermutlich nicht auf eine Luftkampfsituation vorbereitet gewesen.

Die F-16-Piloten der türkischen Luftwaffe hätten sich womöglich unentdeckt an den russischen Jagdbomber herangeschlichen, vermutet ein Ex-Militärpilot. Ohne Aufschaltung des eigenen Radars und nur mit der Anweisung des Bodenradars sei dies möglich. Die Piloten im russischen Jet hätten bei diesem Modell den Nachteil, dass sie nebeneinander sitzen, was die eigene Sicht etwas behindert. Als Abwehrmaßnahme bei einem entdeckten Angriff von hinten hätten die russischen Piloten heiße Täuschflugkörper für die Lenkwaffen ausstoßen und zudem Ausweichmanöver fliegen können.

Bundeswehr hat nichts bemerkt

Das zweistrahlige Modell Suchoi SU-24 wurde vor rund vierzig Jahren in Dienst gestellt.

Derzeit rüsten die Russen ihre Kampfjets in technischer Hinsicht weiter auf. Auf der Luftfahrtmesse in Dubai wurde jüngst mitgeteilt, dass zum Jahresende erste SU-34-Kampfjets mit einem speziellen Elektronik-Kampf-Paket ausgerüstet werden sollen. Damit können feindliches Radar und Lenkwaffen-Stellungen am Boden ausgeschaltet werden.

Die Deutsche Luftwaffe hat nach eigenen Angaben keine Erkenntnisse über den Zwischenfall im türkisch-syrischen Luftraum durch ihre dortige Patriot-Lenkwaffenstellung, die vor dem Abzug steht. „Die Sensorik war abgeschaltet, und wir waren nicht eingebunden“, sagte ein Luftwaffen-Sprecher auf Anfrage.

Seit rund drei Jahren ist die Luftwaffe mit ihren Boden-Luft-Raketen im türkischen Ort Kahramanmaraș vertreten. Die Patriot-Raketen der Deutschen sollen dabei das türkische Territorium gegen anfliegende ballistische Raketen aus Syrien schützen. Im Verteidigungsministerium hieß es stets, dass der Einsatz rein defensiv ist und nicht zur Unterstützung einer Flugverbotszone beiträgt. Im August wurde bekannt, dass der deutsche Einsatz mit den Patriot-Stellungen im Januar 2016 beendet wird.

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