Im Krieg in der Ostukraine kämpfen nach Recherchen der Welt am Sonntag auch Bundesbürger. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet die Zeitung, mehr als 100 junge Deutsche hätten sich bereits den Kampfverbänden der Aufständischen angeschlossen. Bei den meisten handele es sich um sogenannte Russlanddeutsche, viele seien ehemalige Bundeswehrsoldaten. Ein gutes Dutzend solcher Milizionäre mit deutschem Pass konnte die Zeitung demnach identifizieren.

Das Bundesjustizministerium bestätigte den Bericht zunächst nicht. Dem Generalbundesanwalt lägen keine belastbaren Informationen vor, dass Deutsche in den Kampfeinsatz gezogen sind, hieß es. Dennoch sei ein Prüfvorgang angelegt worden.

Das Innenministerium hat hingegen "Hinweise auf einzelne deutsche Staatsangehörige", die sich im Separatistengebiet aufgehalten haben. Zu ihren politischen Motiven sei nichts bekannt.

Ein Ministeriumssprecher sagte, die Bundesregierung toleriere Straftaten von deutschen Staatsangehörigen im Ausland nicht. Falls man Erkenntnisse über eine mögliche Ausreise zur Teilnahme an Kämpfen in der Ukraine erlange, "würden diese nach Möglichkeit für ausreiseverhindernde oder -erschwerende Maßnahmen genutzt".    

Politiker fordert Entzug der deutschen Staatsangehörigkeit

Dem Medienbericht zufolge ist der Kampf in der Ostukraine nach deutschem Recht nicht strafbar – anders als der für die Terrormiliz "Islamischer Staat".

Der Unionsinnenexperte Stephan Mayer (CSU) will das ändern. "Wenn Deutsche an Kampfhandlungen teilnehmen, sollte eine Strafbarkeit wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung erwogen werden", sagte er. Außerdem riet er, "zumindest im Falle der Doppelstaatler die deutsche Staatsangehörigkeit wegen der Teilnahme an einem Bürgerkrieg zu entziehen".  

Auf ukrainischer Seite werde der Kriegstourismus aus Deutschland mit zunehmender Sorge betrachtet. Der ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, forderte die Bundesregierung laut der Welt am Sonntag auf, dafür zu sorgen, dass Deutsche nicht "in Richtung Osten ziehen und am Morden und Töten teilnehmen".

Erstes deutsches Opfer

Nach Recherchen der Zeitung ist in der Region bereits ein Deutscher ums Leben gekommen. Der 33-jährige Deutsch-Kasache aus dem bayerischen Schweinfurt sei am 12. Februar in der Stadt Debalzewe durch einen Granatsplitter getötet und später in Moskau beigesetzt worden.