Nach der Rückeroberung von Palmyra hat die syrische Armee eine Offensive auf die Großstadt Rakka angekündigt. Palmyra werde die Basis sein, von der aus Militäroperationen gegen den "Islamischen Staat" in dessen Hochburgen Rakka und Deir al-Sur geführt würden, teilte das syrische Oberkommando mit. Die Terroristen sollten in die Zange genommen und von ihrem Nachschub abgeschnitten werden, um "ihrer Existenz ein Ende zu setzen".

Die Regierungstruppen hatten die Wüstenstadt am Sonntag mit Unterstützung der libanesischen Hisbollah-Miliz und der russischen Luftwaffe erobert. Die Einnahme der Stadt nordöstlich von Damaskus dürfte den Regierungstruppen die Kontrolle über die syrische Wüste bis zur irakischen Grenze ermöglichen. Hauptstützpunkt der Dschihadisten ist in Syrien Rakka im Norden. Als zweite bedeutende Stadt hält die IS-Miliz noch Teile von Deir al-Sur im Osten.

Syriens Präsident Baschar al-Assad würdigte die Vertreibung des IS aus Palmyra als Beweis für die effektive Strategie der Regierungstruppen und ihrer Verbündeten im Krieg gegen den Terrorismus. Die syrische Opposition warf dem Präsidenten vor, mit seinem Erfolg in Palmyra seine Verantwortung für den opferreichen Bürgerkrieg in seinem Land verschleiern zu wollen.

Russlands Präsident Wladimir Putin gratulierte Assad bei einem Telefonat zur Rückeroberung von Palmyra und sicherte ungeachtet des Teilabzugs seines Militärs Unterstützung zu. Für Assad hat die Eroberung von Palmyra symbolische und strategische Bedeutung. Seine Truppen sind nun in einer besseren Stellung für einen Vormarsch auf Rakka, die De-facto-Hauptstadt des IS.

Mit Dutzenden Luftangriffen hatte Russland die syrische Armee bei der Eroberung von Palmyra unterstützt. Kampfjets hätten bei 40 Einsätzen etwa 120 Stützpunkte bombardiert, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Dabei seien in 24 Stunden etwa 80 Terroristen getötet sowie Munitionsdepots, Panzer und großkalibrige Geschütze zerstört worden. Die in London angesiedelte Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, einige der Extremisten hätten sich aus Palmyra in Richtung der Stadt Suchna und anderer Gebiete in der Provinz Homs zurückgezogen. 

Die syrische Regierung will die teilweise zerstörte Weltkulturerbestätte Palmyra rekonstruieren. "Wir werden die zerstörten Tempel in einer Weise wieder aufbauen, die ihre historische Identität bewahrt", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Sana den Leiter der syrischen Museums- und Altertumsbehörde, Mamun Abdul-Karim. Für die Rekonstruktion sollen demnach originale Felsblöcke sowie neue aus den Steinbrüchen der Umgebung benutzt werden.

Palmyra ist offenbar besser erhalten als vermutet. "Wir haben mit dem Schlimmsten gerechnet", sagte Abdul-Karim, "aber die Landschaft ist im Großen und Ganzem in einem guten Zustand." Er fühle eine unbeschreibliche Freude: Palmyra könne wieder aufgebaut und "so werden wie vorher".

Die Unesco will eine Kommission zur Sichtung der Kriegsschäden in der Stadt entsenden, die über eine mögliche Wiedererrichtung zerstörter Denkmäler beraten soll. "Die Terroristen haben den berühmten Triumphbogen sowie antike Tempel und Statuen zerschlagen und einen Teil der Anlage vermint", sagte die russische Unesco-Vertreterin Eleonora Mitrofanowa. Der IS hatte die Stadt im Mai 2015 eingenommen. Die Dschihadisten sprengten danach den etwa 2.000 Jahre alten Baal-Tempel, den Baal-Schamin-Tempel, mehrere einzigartige Turmgräber und einen Teil der berühmten Säulenstraße.